Montag, 26. November 2012

FCB - Bilanz 2011/12 - Kurzinterpretation

Die neusten Zahlen des FC Bayern München (Konzern) für 2011/2012:
http://www.fcbayern.telekom.de/media/native/pressemitteilungen/jahresabschluss_konzern_11_12.pdf
http://www.fcbayern.telekom.de/media/native/pressemitteilungen/jahresabschluss_ag_11_12.pdf
http://www.fcbayern.telekom.de/media/native/pressemitteilungen/kennzahlen_ev_11_12.pdf
http://www.fcbayern.telekom.de/media/native/pressemitteilungen/finanzzahlen_2011_12.pdf

Umsatz AG: 332,2 Mio EUR
Gewinn: 11,1 Mio EUR
Umsatz: Konzern: 373,4 Mio EUR


Grobe Analyse / Abgleich mit Vorjahresbilanz:
Interessant ist, dass die Sponsoring-Einnahmen mit 82,3 Mio EUR exakt auf dem selben Stand geblieben sind wie im Vorjahr. Erfolgsprämien scheinen daher selbst für CL-Finale etc. keine gezahlt worden sein. Interessant ist die Stagnation in diesem Bereich vor allem vor dem Hintergrund steigender Einnahmen unserer europäischen Konkurrenten beim Sponsoring (Achtung, in der Deloitte Football Money League wird in diesen Punkt der Umsatz der AA mit hineinaddiert, daher ist der Wert dort um einiges höher als in den hier ausgewiesenen Werten). Hier sieht man zum einen, dass unsere Veträge recht langfristig sind und waren, zum anderen, dass wir es nicht wie unsere europäischen Mitstreiter schaffen in diesem Bereich große Steigerungen zu erzielen. Dies kann auch der engen Verzahung mit unseren Hauptsponsoren geschuldet sein (teilweise Anteilseigner), die uns auch den einen oder anderen Euro an Mehreinnahmen kostet.

Einnahmen aus Spielbetrieb mit 129,2 Mio EUR ggü. 102,4 Mio EUR wie erwartet erheblich gesteigert. Haupptreiber dabei die Mehreinnahmen aus den CL-Prämien und Mehreinnahmen durch mehr (Heim)Spiele in der CL und dem DFB-Pokal.

Einnahmen aus TV- und Hörfunk (ohne CL) relativ konstant, von 39,2 Mio EUR runter auf 37,6 Mio EUR. Größere Änderungen sind zu erwarten sobald der neue TV-Vertrag in Kraft tritt (so +10 bis 12 Mio EUR p.a.).

Beeindruckend die Steigerung beim Merchandising. Ein sattes plus, von vormals 43,9 Mio EUR auf 57,4 Mio EUR. Welchem Effekt dies geschuldet ist kann ich nicht absehen. Vielleicht war der FCB durch die tolle Spielweise auf europäischer Ebene letztes Jahr bei Trikotverkäufen sehr beliebt? Gab es Preiserhöhungen? Evtl. ist unser Vertrag mit Adidas hinsichtlich der Royalities auch verbessert worden. Weiß da jemand was?

Ausgabenseite:
Personalaufwand gestiegen von 156,3 Mio EUR auf 165,6 Mio EUR - war zu erwarten. Interessant wie sich diese Position durch die neuen Spieler im Kader und die dieses Jahr wohl wieder fälligen Erfolgprämien entwickeln wird. Ich persönliche ahne böses....

Betriebliche Ausgaben konstant, Materialaufwand erhöht um 5 Mio EUR, Abschreibungen erhöht um 12 Mio EUR auf 45,7 Mio EUR (den Vorjahrestransfers geschuldet: Neuer, Boateng, Rafinha, bei Gustavo im Vorjahr nur zur Hälfte gebucht, Petersen - Abgänge nicht AfA-relevant aus Pranjic). Hier wird sich nächstes Jahr auch einiges nach oben bewegen, da wohl keine/kaum (tymo) alten AfAs rausfallen (außer wenn jemand wider Erwarten verkauft wird) und wir ja ordentlich eingekauft haben (obwohl ja mit teilweise sehr langen Verträgen)

Die AA machte im abgelaufenen Jahr wieder Verlust - nicht verwunderlich, da man ja für den CCS erneut Rückstellungen bilden musste (bis 30.6.2011 waren lediglich 10,5 Mio der möglichen 20,3 Mio EUR Verlust durch Rückstellungen abgeschirmt).

Der Gewinn ist natürlich beeindruckend - jedoch bei diesem sportlichen CL-Erfolg auch zu erwarten.
Interessant wird sein ob man im Merchandising auf diesem Level bleiben kann, ob man evtl. beim Sponsoring kleine Sprünge nach vorne macht und natürlich das Abschneiden in der CL und die Auswirkungen auf die Einnahmen aus dem Spielbetrieb ("glücklicherweise" ist Gladbach ja nicht in die CL eingezogen, was sich für uns positiv auswirkt - der sportliche Erfolg des BVB und von S04 in der CL ist finanziell für uns eher schlecht). Außerdem wird man mit ordentlich erhöhtem Personalaufwand und AfA rechnen müssen aufgrund der erheblichen Kader-Erweiterung und den wohl "drohenden" Prämienzahlungen. Alles in allem gehe ich für nächstes Jahr von erheblich weniger Gewinn aus als in diesem Rekord-Gewinn-Jahr.

Interessant ist folgender Kniff:
Bislang wurde die freie Liquidität ausgewiesen (als III. KASSENBESTAND, GUTHABEN BEI KREDITINSTITUTEN UND SCHECKS) und zwar im Jahr 2011 mit 129,2 Mio EUR.
Neu dieses Jahr ist die weitere Fassung, nämlich "Umlaufvermögen" (Forderungen, Bank- und Kassenguthaben etc. der AG): 127,2 Mio EUR.

Das heißt die "Kasse" ist kleiner geworden (nunmehr ca. 100 Mio EUR; vor den Investionen in diesem Sommer), da man in der Vergangenheit Forderungen von ca. 20 Mio EUR hatte, d.h. die "Kasse" drüfte sich verkleinert haben. Aus der Bilanz ist keine Sondertilgung bei der Allianz Arena zu erkennen, daher dürfte der Abfluss vor allem die Transfers in 11/12 betreffen (Martinez, Shaqiri etc. noch nicht verbucht).

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ursprünglich auf transfermarkt.de von mir verfasst


3 Kommentare:

  1. Ich schreibe aktuell meine Masterarbeit über die Auswirkungen des Financial Fairplays auf die Wettbewerbsfähigkeit der FC Bayern München AG und wollte mal Fragen ob sie wissen warum bei der Deloitte Studie bei Commercials die Allianz Arena mit reingewertet wird. Ist das bei den anderen Vereinen auch der Fall? Die Definition in der Studie sieht das nicht vor. Ich würde mich über eine Antwort freuen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Thomas Buchholz

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  2. Thomas, in der DFML werden tatsächlich einfach die Umsätze der Bayern München AG und der AA GmbH aufaddiert, ohne Anpassungen (z.B. für Innenumsätze, z.B. Miete die der FCB an die AA GmbH bezahlt) vorzunehmen. Dies ist m.E. nach nicht sachgerecht: Besser wäre es die Konzernumsätze heranzuziehen statt der bloßen Aufsumierung, da hierbei dieser Effekt bereits im Rahmen der Konzernrechnungslegung bereinigt wurde.
    Insgesamt spricht aber generell nichts dagegen, die Umsätze der AA GmbH, nachdem diese bereingt wurden, miteinzubeziehen. Bei anderen Vereinen sind die Stadien zumeist in den Bilanzen der Vereine (Kapitalgesellschaften) selbst enthalten und eben nicht wie beim FCB in zwei Gesellschaften getrennt (das liegt beim FCB vor allem daran, da es einst zwei Gesellschafter gab: FCB und 1860).
    Dass die Umsätze der AA GmbH generell unter "Commercial Income" einbezogen werden erscheint ebenfalls sachgerecht, da die Einnahmen aus dem Ticketing der FCB AG zufließen - was in den Matchday Income reinfließt - (im Gegenzug wird ja eine Miete an die AA GmbH gezahlt), die Cateringeinnahmen allerdings der AA GmbH zufließen, welche z.B. beim BVB in der DFML ebenfalls unter "Commercial" zu finden sind und nicht unter der Rubrik "Matchday". Miteinnahmen von den Löwen oder bei DFB-Spielen sind auch Commercial Income.

    Ergo: Ansatz als "Commercial Income" in Ordnung und vergleichbar mit den anderen Vereinen. Allerdings m.E. nach überzeichnender Ansatz bei bloßer Aufsummierung, da die Mieteinnahmen und andere Einnahmen der AA GmbH, die von der FCB AG kommen, herausgerechnet werden müssten zur Vergleichbarkeit [der BVB z.B. nutzt das eigene Stadion einfach; hier fließen keine Mieten, auch keine fiktiven]. Allerdings denke ich, dass man seitens Deloitte diese Unsauberkeit (14 Mio EUR ca. insgesamt die Umsätze zu hoch) in Kauf nimmt, da man bei Ansatz des Konzernumsatzes nicht sicher sein könnte, welche Bereiche (Matchday? Commercial?) gekürzt werden müssten.

    Für weitere Fragen kannst du mich gerne unter buli_finance@outlook.com erreichen. Ich wäre übrigens auch sehr an deiner Thesis interessiert sobald sie dann fertig ist..

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  3. Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Benutzt du als Quelle die Zahlen aus dem Bundesanzeiger? Die Arbeit kann ich dir selbstverständlich zukommen lassen

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