Mittwoch, 24. Juli 2013

Marketpool der Champions-League: Vergleich zwischen den Top5-Ligen Europas

Der Market-Pool ist derjenigen Teil der von der UEFA an die Vereine ausgezahlten Gelder aus der UEFA Champion's League (UCL), deren Ausschüttungshöhe sich nicht ausschließlich am sportlichen Erfolg der Vereine bemisst.  Haupttreiber für die Höhe der ausgezahlten Beträge an die Landesverbände ist die Höhe der einzelnen TV-Verträge zwischen der UEFA und den Rechteinhabern der einzelnen Länder. Die jetzige Rechteperiode läuft in allen Ländern von 2012/13 bis einschließlich der Saison 2014/15. Derzeit läuft das Bieterverfahren für die Rechte ab 2015/16 bis 2017/18. Für die deutschen Rechte scheinen sich außer den bisherigen Inhabern (ZDF und Sky) keine neuen Bieter zu ergeben. Die britischen Rechte wurden bereits durch einen neuen Rekord-Deal der BT neu vergeben.

I. Verteilung des deutschen Marketpools 2012/13

Im Jahr 2012/13 war die Aufteilung des deutschen Marktpools, der sich insgesamt auf 52.287 TEUR bemisst, wie folgt:


Der Anteil für die einzelnen Vereine innerhalb des jeweiligen Länder-Marketpools bemisst sich zu einer Hälfte am Ergebnis im nationalen Wettbewerb im Vorjahr (bei vier Teams: 40%/30%/20%/10%, drei Teams: 45%/35%/20%, zwei Teams: 55%/45%). Zur anderen Hälfte erfolgt die Verteilung aufgrund der Anzahl der getätigten Spiele je Verein im Vergleich zu den anderen Teilnehmern des Landes (z.B. wenn der BVB ins Achtelfinale kommt und alle anderen deutschen Mannschaften nach der Vorrunde ausscheiden: 8/(6+6+6+8) =  30,7% des halben Marktpools für Deutschland bzw. 15,4% des ganzen deutschen MP).

II. Analyse der Marketpools der Top5-Ligen


Der deutsche Marketpool ist im Vergleich zu den anderen Top5-Ligen Europas der mit Abstand kleinste. Die Veränderungen zwischen der letzten Rechteperiode (bis 2011/12) und der neuen Rechteperiode (bis 2014/15) stellen sich pro Jahr wie folgt dar:







Auffällig ist, dass Italien den teuersten TV-Deal mit der UEFA geschlossen hat. Wohl noch teurer als die kolportierten 400 Mio GBP für 3 Saisons den ITV und SKY UK für England geschlossen haben. England musste im Vergleich zu der vorherigen Vertragsperiode (2009-2012) gewisse Abstriche hinnehmen; und das als einzige der big5-Ligen (jedoch sind die TV-Verträge für die Premier League dafür erheblich besser als bspw. der Deal der DFL).

Deutschland konnte den absoluten Anteil am Marketpool zwar ausweiten, doch ist der relative Anteil am Marketpool-Kuchen zurück gegangen. Damit mussten SKY und ZDF zwar wohl deutlich tiefer in die Tasche greifen als ihre Vorgänger, doch lag die Steigerungsrate von 11% unter dem europäischen Durchschnitt von +20%. Somit waren die ursprünglichen Annahmen der Presse, SKY und das ZDF würden bis zu 30% mehr bezahlen als die Rechteinhaber in der letzten Periode, übertrieben. Die nur sehr geringe Steigerung beim Preise ist umso erstaunlicher, aufgrund der Tatsache, dass zukünftig vier statt nur drei deutsche Teams am Wettbewerb teilnehmen.

Interessant ist, dass die TV-Verträge in den wirtschaftlich stark gebeutelten Ländern Italien und Spanien um 43% bzw. 36% gestiegen sind. Obwohl es den Menschen dort wirtschaftlich "gefühlt" schlechter geht als vor 3-5 Jahren sind die Südeuropäer wohl weiterhin gerne bereit für ihr Hobby "Fußball" auf PayTV zurückzugreiffen und den Preis hierfür zu bezahlen (oder die TV-Stationen haben sich verzockt und bleiben jetzt auf den Investitionen sitzen).

Den größten Sprung allerdings machte Frankreich, mit einer Ausweitung um 110%, was darauf schließen lässt dass der Al Jazeera-Deal nicht nur doppelt so viel Wert ist wie der alte Canal+ sondern noch mehr: Der Anteil wurde von bisher 6,8% auf 14,3% des Marketpools mehr aus verdoppelt.

Fazit

Deutschland, der Motor der europäischen Wirtschaft hat nur den fünft-höchsten Anteil am Marketpool was im Umkehrschluss bedeutet, dass die deutschen Rechteinhaber nur am fünft-meisten für ihre TV-Rechte bezahlt haben. Es scheint als hätten sich SKY und das ZDF verhältnismäßig günstig eingekauft, was auch die "Verschwendung von Gebührengeldern" in ein ganz anderes Licht rückt bzw. zumindest relativiert.