Sonntag, 2. März 2014

Analyse des BVB Konzernberichts für das 1. Halbjahr 2013/14 (Erlösseite) und Ausblick bis zum Saisonende


Die BVB AG hat am 28. Februar 2014 Halbjahreszahlen für die Saison 2013/14 vorgelegt. In der Presse wurde über die Zahlen vor allem auf Basis einer dpa-Meldung berichtet. Fokus in der Presse-Berichterstattung lag dabei auf den Steigerungen beim Umsatz und bei den Personalkosten sowie auf dem deutlichen Rückgang beim Gewinn. Außerdem war in fast allen Presseberichten davon die Rede, dass der BVB bei gleichem sportlichen Erfolg 2013/14 wie 2012/13 den Rekordumsatz aus der Vorsaison von 305 Mio EUR übersteigen könnte. Diese Annahme erachte ich als sehr gewagt, was meine Kurzanalyse der Erlöse und der Erlösentwicklung darlegen wird. Diese Kurzanalyse befasst sich ausschließlich mit der Erlösseite des BVB. Die Kostenseite und damit einhergehend auch der Gewinn des BVB sind nicht bestandteil dieser Analyse.

I. Erlösentwicklung und Analyse per 31.12.2013


Der Gesamtumsatz des Konzerns konnte in der ersten Hälfte der Saison gegenüber dem Vergleichszeitraum der Vorsaison deutlich, um 8,5 % gesteigert werden. Haupttreiber waren vor allem die Steigerungen beim Merchandising und Catering, die um insgesamt 27,2 % zulegen konnten. Ebenfalls Wachstumsraten konnten die Einnahmen aus dem Spielbetrieb (+9,4 %) und aus Werbung (+6,6 %) verzeichnen. Konstant blieben hingegen die Einnahmen aus der TV-Vermarktung. Der Grund hierfür wurde bereits schon in der Pressemeldung des BVB genannt: Es handelt sich um Mindereinnahmen aus der UCL.


Die Steigerungen bei den Einnahmen aus dem Spielbetrieb sind die Folge des Spielplans der Saison 2013/14. In der Hinrunde dieser Saison hat der BVB ein Heimspiel mehr ausgetragen als in der Saison 2012/13, nämlich neun statt acht Spiele. In der UCL wurde die gleiche Anzahl an Spielen abgehalten wie im Vorjahr, im DFB-Pokal zwar ein Heimspiel mehr als im Vorjahr, allerdings werden die Einnahmen aus dem Ticketing des DFB-Pokals zwischen den Kontrahenten geteilt - der Effekt des Heimspiels gegen Hannover dürfte durch die Begegnung bei 1860 München in der ausverkauften Allianz-Arena aufgewogen worden sein. Zudem war der Signal Iduna Park Ausrichtungsort des Supercups 2013, wodurch Spielbetrieb und Catering positiv beeinflusst werden sein dürften. Auf die Anzahl der Bundesliga- und UCL-Spiele gerechnet, unter Einbezug von DFB-Pokal-Ticket-Einnahmen von geschätzten 1,5 Mio EUR, sind die Einnahmen pro Heimpartie konstant, bei ca. 1,6 Mio EUR pro Heimspiel verharrt.

Die erheblich gesteigerte Beliebtheit des BVB in den letzten Jahren schlägt sich mit deutlichen Steigerungsraten bei den Sponsoring-Einnahmen und beim Merchandising & Catering nieder. Während das Steigerungspotenzial bei den Sponsoring-Einnahmen aufgrund der bestehenden Verträge (mit Restlaufzeit) einem timelag unterliegt, lässt sich beim Merchandising die gesteigerte Beliebtheit sehr schnell in bare Münze umwandeln. Erhöhte Trikot- und Fanartikelverkäufe waren der deutliche Treiber des BVB-Umsatzes. Ein kleiner Anteil der Steigerung (im Catering) ist auf die gesteigerte Anzahl von Heimpartien zurückzuführen. Der Kauf von Merchandising unterliegt, anders als z.B. Einnahmen aus den Spielen, jedoch keinem klar abgegrenzten zeitlichen Kaufmuster. Der Verein hat keinen Einfluss auf den Kaufzeitpunkt, insofern ist nur schwer absehbar ob es sich bei den Steigerungen ggü. dem Vorjahr ggfs. um Vorzieheffekte gegenüber der zweiten Saisonhälfte handelt, d. h. dass Fans evtl. ihre Merchandising-Artikel in dieser Saison früher gekauft haben als dies letzte Saison der Fall war. 

 

Ein interessanter Punkt ist die Stagnation bei den TV-Einnahmen. Ab der Saison 2013/14 beginnt die Laufzeit des deutlich verbesserten TV-Vertrags zwischen der DFL und den Rechteinhabern, der eine deutliche Steigerung bei den Inlandsvermarktungseinnahmen der Bundesliga-Vereine nach sich zieht. Hochrechnung zufolge liegt die Steigerung für den BVB im Jahr 2013/14 bei knapp über 7 Mio EUR. Gleichzeitig hat der internationale Erfolg des BVB Auswirkungen auf die Einnahmen aus der Auslandsvermarktung der DFL, deren Höhe zur Hälfte von den Ergebnissen der letzten fünf Jahre im europäischen Wettbewerb abhängt. Durch die UCL-Finalteilnahme 2012/13 erhöht sich der BVB-Anteil 2013/14 deutlich; es wird von Steigerungen um ca. 2,5 Mio EUR gegenüber dem Vorjahr ausgegangen. In diesem Bereich ist in den Folgejahren durch den Neuabschluss der DFL, der ab 2015 gilt, und den Wegfall der Nicht-Teilnahme-Jahre im Europapokal weiteres deutliches Wachstumspotenzial vorhanden. Bei den TV- und Preisgeldeinnahmen aus dem DFB-Pokal waren zur Halbsaison keine Änderungen zu verzeichnen, da man damals wie heute eine Achtelfinalteilnahme per Jahresende sicher hatte.
Diese Steigerungen von geschätzt 3,5 Mio EUR zum Halbjahr aus der Bundesliga-Vermarktung werden durch Senkungen bei den Einnahmen aus der UCL kompensiert. Der Grund für die verminderten Einnahmen aus der UCL ist zweiteilig: Zum einen ist der Anteil am Marketpool der UCL durch den zweiten Platz in der Bundesliga Saison 2012/13 geringen als im Nach-Meisterjahr, zum anderen hat sich der Anteil durch die erfolgreiche Qualifikation von Schalke 04 ebenfalls verringert (i. Vj. war Mönchengladbach in der Qualifikation gescheitert). Der fixe Anteil am Marketpool der UCL hat sich für den BVB damit in dieser Saison von 45 % auf 30 % vermindert, was ca. 4 Mio EUR fixe Mindereinnahmen bedeutet.


Die Transfer- und Abstellungseinnahmen sind auf einem relativ konstanten Niveau verharrt - nicht verwunderlich, da der Umsatz aus dem Götze-Verkauf noch in die GV-Rechnung der Vorsaison (Q4) eingeflossen ist. Der Günter-Verkauf ist erst in Q3 der Saison abgeschlossen worden und insofern bei den Q2-Zahlen noch nicht enthalten.

II. Prognose: Erlöse Saison 2013/14

 
Auf Basis der obigen Analyse und des bisherigen sportlichen Erfolgs ergibt sich folge Prognose für die Konzernumsätze 2013/14: 


Der Prognose unterliegen folgende Annahmen:
  • Bundeliga Platz 2
  • Champions-League Viertelfinalteilnahme (FC Bayern UCL-Halbfinale) 
  • DFB-Pokal Finalteilnahme

Durch die Annahmen ergibt sich in der UCL zum einen ein Heimspiel weniger als in der Vorsaison, zum anderen aber insbesondere der Wegfall des aus Ticketing-Einnahmen-Sicht sehr lukrativen Finaspiels. Das Finalspiel allein brachte geschätzte ca. 7,5 Mio EUR[1] an Ticketing-Einnahmen in der Vorsaison. Dieser Effekt lässt sich durch Mehreinnahmen aus dem DFB-Pokal in der laufenden Saison nicht kompensieren. Das Heimspiel im Halbfinale wird zwar helfen, die Steigerungsrate wird ingesamt aber wohl nicht deutlich über 1,5 Mio EUR liegen (trotz Spielen in Frankfurt und München). Ingesamt ist bei den Einnahmen aus dem Spielbetrieb hierdurch ein deutlicher Rückgang, von ca. 6 Mio EUR zu erwarten.

Bei den Werbeeinnahmen ergab sich zum Halbjahr eine Steigerung um 6,6 % gegenüber 2012/13. Dies deutet auf gesteigerte fixe Zahlungen der Sponsoren hin. In den Vorjahres-Werbeeinnahmen sind jedoch auch variable Vergütungsbestandteile für die UCL-Finalteilnahme enthalten, die im Planszenario nicht repliziert werden können. Teilweise werden diese Effekte durch ein prognostiziertes besseres Abschneiden im DFB-Pokal und damit erhöhtes nationales TV-Exposure aufgewogen. Der Prognose liegt eine Steigerungsannahme von insgesamt 4 % zugrunde.

Bei der TV-Vermarktung ergäben sich zwei gegenpolige Effekte. Auf der einen Seite sind Steigerungen aus den TV-Einnahmen der Bundesliga von insgesamt 9,5 Mio EUR zu erwarten die zusammen mit Verbesserungen der Einnahmen aus dem DFB-Pokal (ca. 4 Mio EUR mehr als im Vorjahr) zu Mehreinnahmen von 13,5 Mio EUR führen. Auf der anderen Seite würde der BVB durch ein Ausscheiden im UCL-Viertelfinale 34,7 Mio EUR erzielen, was eine Minderung um 19,5 Mio EUR im Vergleich zu den 54,2 Mio EUR des Vorjahrs darstellen würde. Netto verliebe somit eine Minderung um insgesamt 6 Mio EUR im Vergleich zu 2012/13 bzw. ein Rückgang um 7,0 %.

Im Merchandising und Catering habe ich eine Steigerung in etwa auf dem Niveau der ersten Saisonhälfte zugrunde gelegt, mit einer leichten Abflachung des Steigerungstrends, auch aufgrund der Minderung der Anzahl der Heimspiele. Hier steht zum Jahresende ein Wachstum von 23,6 % zu Buche.

Eine große Veränderung gegenüber dem Vorjahr ist bei den Transfereinnahmen zu erwarten. Größere Verkäufe sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu erwarten, ein etwaiger Gündogan-Verkauf würde aufgrund anderer vertraglichen Ausgestaltung als bei Götze und aufgrund der Tatsache, dass ein potenzieller neuer Verein wohl erst noch die WM abwarten würde, wohl erst in die Periode nach dem 30. Juni 2014 fallen. Insofern habe ich in meiner Planung lediglich den kolportierten Günter-Verkaufswert (2,5 Mio EUR) zum Halbjahreswert hinzuaddiert.

Leichte Steigerungen sind hingegen bei der Abstellung der Nationalspieler zu erwarten. Die Entschädigungszahlungen sollten angesichts der WM steigen. Meine Schätzung geht dabei auf 5 Mio EUR. 

Insgesamt ergibt sich - unter den getroffenen Annahmen - ein geschätzter Umsatz von 261,5 Mio EUR für 2013/14, was eine Minderung um etwa 43,5 Mio EUR zu 2012/13 zur Folge hätte. Unter Ausklammerung der Transfereffekte stünde dennoch ein organisches Wachstum von 4,0 Mio EUR  zu Buche - ein Ergebnis mit dem man weiterhin außerordentlich zufrieden sein kann. Entgegen der dpa-Meldung sollten jedoch ohne weitere Verkäufe, selbst bei einem Sieg in der UCL, der 52 Mio EUR an TV-Geldern einbringen würde (also 17 Mio EUR mehr als antizipiert) sowie gewisse Mehreinnahmen aus dem Spielbetrieb und Sponsoring nach sich ziehen würde, der Umsatzrekord aus dem Vorjahr deutlich gerissen werden. 

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[1] Rechnung: 
UCL Einnahmen 2012/13 (16,2 Mio EUR) - UCL Einnahmen 2011/12 (4,4 Mio EUR) = 11,8 Mio EUR. 
UCL-Einnahmen 2011/12 / 3 = 1,45 Mio EUR Einnahmen pro Partie. 
1,45 Mio EUR x 6 = 8,7 Mio EUR hochgerechnete Gesamteinnahmen aus den Heimspielen
16,2 Mio EUR - 8,7 Mio EUR = 7,5 Mio EUR Mehreinnahmen Wembley